
Am Freitag, den 20. August, fand rund um die Basilika St. Laurentius Elberfeld der Laurentiusempfang der katholischen Kirche in Wuppertal statt. Das traditionelle Fest zu Ehren des Stadtpatrons, des Hl. Laurentius, stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des katholischen Pädagogen und Sozialreformers Johann Gregor Breuer. Am 26. November jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des insbesondere in Elberfeld tätigen, engagierten Christen, weshalb der Laurentiusempfang in diesem Jahr auch den Titel „Breuerfest“ getragen hat.
Die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter Corona-Auflagen stattfinden musste, begann um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Laurentius, zelebriert vom Wuppertaler Stadtdechanten Dr. Bruno Kurth. Unter den Augen der rund 160 angemeldeten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entzündete dabei der 1. Bürgermeister der Stadt Wuppertal, Heiner Fragemann (SPD), die Stadtkerze.

Im Anschluss fand vor der  Laurentiusbasilika der Festempfang statt. Gerlinde Geisler, die  Vorsitzende des Wuppertaler Katholikenrates, begrüßte noch einmal alle  Gäste, die sich auch auf dem Laurentiusplatz völlig coronakonform  versammelt hatten. Die auf Abstand platzierte Sitzmöglichkeiten machten  es den Anwesenden problemlos möglich dem Bühnengeschehen zu folgen.
In der Begrüßung durch Gerlinde  Geisler ging die Vorsitzende des Katholikenrates vor allem auf zwei  Aspekte ein, die später auch maßgebliche Themen des Abends werden  sollten: Der Blick auf die Auswirkungen des Missbrauchsskandals in der  katholischen Kirche und den synodalen Weg – an der Initiierung und  Gestaltung des Gesprächsprozesses ist auch der Festredner des  Laurentiusempfangs, Prof. Dr. Thomas Sternberg, maßgeblich beteiligt.
Nach der ersten Begrüßung übernahm  Bürgermeister Heiner Fragemann das Mikrofon und ging in seiner kurzen  Rede auch auf den Jubilar des Empfangs, auf Johann Gregor Breuer ein,  dessen „Handeln vom sozialen Wirken bestimmt war“, so Fragemann. Etwas,  das heute noch das soziale Miteinander ausmachen würde: „Auch in diesen  Wochen erleben wir viel soziales Engagement“, so der Bürgermeister mit  dem Blick auf die gelebte Hilfsbereitschaft in der Stadt nach der  Hochwasser-Katastrophe Mitte Juli.
Festredner des Abends war Professor  Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen  Katholiken, der als Theologe und Historiker seine Rede mit dem Heiligen  Laurentius begann und an ihm und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten  der (Kirchen)-Geschichte, die Bedeutung der sozialen Tätigkeit in Kirche  und Gesellschaft festmachte. Unter anderen durch Johann Gregor Breuer,  Gründer des ersten katholischen Gesellenvereins in Deutschland und damit  der Keimzelle des späteren Kolpingwerks. „Dieses Engagement von Laien  für die soziale Frage, … das ist das Vorbild, … wenn ich auf die  Situation der Kirche in Deutschland heute komme“, so die Überleitung  Sternbergs auf eines der Hauptthemen seiner Festrede: Die  Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in der heutigen Zeit. „Wie  können wir glaubwürdig sein, wenn wir unseren eigenen Hof nicht in  Ordnung bringen?“, so seine Frage angesichts von Missbrauchsskandalen,  Kirchenaustritten und Machtmissbrauch.
Gleichzeitig hob der Festredner aber  auch die Vielzahl an sozialen Einrichtungen in katholischer  Trägerschaft hervor, die von der Gesellschaft geschätzt und benötigt  werden: Von Kindergärten und Schulen über den Caritasverband und weitere  soziale Angebote, bis hin zu weltweit tätigen Hilfswerken.
Über den Priestermangel kam  Sternberg in seiner Rede zur Zukunft der Kirche in den Gemeinden: „Dass  Laien künftig ihre Kirche selber machen müssen klingt vielleicht  flapsig, … ist vor diesem Hintergrund aber geradezu notwendig“.
Die Frage der Partizipation von  Frauen – und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen – sei keine  neue, so Sternberg, nur habe sich in der Institution Kirche dabei wenig  getan. Rund um die Frage der Rolle der Frau in der katholischen Kirche  müsse man umdenken: „Nicht der Zugang von Frauen zu Weiheämter ist  begründungspflichtig, sondern der Ausschluss“.
Große Hoffnung setzt Sternberg  weiterhin auf das, was 2019 begonnen wurde, als die Deutsche  Bischofskonferenz das Zentralkomitee der Katholiken bat, „einen  gemeinsamen synodalen Weg einzuschlagen“ – mit den vier Themen Macht und  Machtverteilung, lebensfremde Sexualmoral, priesterliche Lebensform und  Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Leider sei dieser synodale  Weg durch Corona und seine Auswirkungen ins Stocken geraten.
Die Zukunft der Kirche findet vor Ort, also in den Gemeinden, statt, betonte Sternberg und „Gott müsse wieder in den Blick kommen“. Dabei sollten die Laien nicht warten: „Tuen wir, was wir tuen müssen. Und tuen wir das in einer Kirche, die mehr ist als violette Soutanen und rote Kappen. In einer Kirche die für mich Heimat ist.“
Im Anschluss an die Festrede hatten Tim Kurzbach und Martin Rose die Ehre, den offiziellen Teil des  Laurentiusempfangs abzuschließen.
Tim Kurzbach, als Vorsitzender des  Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln, beklagte vor allem die  aktuell fehlende Kommunikation zwischen dem Diözesanrat und dem  Erzbischof und warf Rainer Maria Kardinal Woelki vor „für tiefe  Verunsicherung und wachsendes Misstrauen“ zu sorgen, und zwar auf Grund  dessen „nichtvorhandenen Bereitschaft auch über die systemischen  Ursachen von Missbrauch zu sprechen“.
Martin Rose, als Vorsitzender des Diözesanvorstandes des Kolping-Diözesanverbandes Köln, nahm noch einmal Johann Gregor Breuer in den Fokus: „Bei näherem Hinsehen wird deutlich, wie umfassend und bedeutend sein Wirken in Schule, Kirche und Gesellschaft gewesen ist“. Das dies vor allem in der Form des Vereins geschehen sei, mag heute etwas verstaubt erscheinen, so Rose, „war in jenen Jahren aber etwas völlig Modernes“.
Zum Abschluss des Laurentiusempfangs und des damit verbundenen Breuerfestes luden Katholikenrat, Stadtdekanat und die Kirchengemeinde von St. Laurentius in den Pfarrgarten ein – zur Begegnung, einem kleinen Imbiss und einem speziellen Breuerbier.
 
			

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