„Bleib österlich gestimmt“ pflegte ein Freund zum Abschied zu sagen. Gerne auch außerhalb der Osterzeit, was beim Gegenüber schon mal eine kleine Irritation auslösen konnte. Österliche Stimmung das ganze Jahr über? Und er behielt er diesen Abschiedsgruß bei, wenn es in den Begegnungen um Probleme ging und großes oder kleines Leid zur Sprache kam. Dann erst recht: „Bleib österlich gestimmt!“
Dieses Jahr feiern wir Ostern ähnlich wie schon im letzten Jahr in einem kollektiven Stimmungstief, das über der ganzen Gesellschaft zu liegen scheint. Die „Stimmungsmacher“, die sonst für Fröhlichkeit und frühlingshaftes Aufatmen sorgten, sind bis auf das Wetter alle durch Corona ausgebremst. Osterbesuche und Spaziergänge – in diesem Jahr bitte nur mit wenigen Personen aus nur zwei Hausständen; Osterurlaub – nicht empfohlen und mindestens kompliziert; Ostergottesdienste mit frohem Ostergesang – ganz schön eingedämpft. Und kurz vor diesem Osterfest werden eine dritte Virus-Welle und noch ein lockdown vorhergesagt. Das geht andauernd auf die Nerven. Unsere Gesellschaft ist erschöpft. Die Menschen sind es leid und werden gereizter. Das ist verständlich, erst recht wenn die Existenz bedroht ist. Und zudem drückt noch die aktuelle Krise im Bistum Köln, zu dem katholisch Wuppertal gehört, die Stimmung bei nicht Wenigen, die sich an der Basis engagieren.
Aus all dem, in mitten dieser Welt, die jetzt ist wie sie ist, kann sich die „österliche Stimmung“ herausschälen und ihre Bahn brechen. Denn sie ist nicht abhängig von den „Stimmungsmachern“, die sonst Ostergefühle und die passende Stimmung vermitteln. Ja, sie erweist sich gerade in der Krise und Not als lebenstauglich und widerstandsfähig. Christen feiern: Gott, der Schöpfer und Ursprung des Lebens, hat das Leben erneuert in der Auferweckung des Sohnes Jesus Christus vom Tod. Inmitten dieser Welt finden wir Grund zur Freude und Zuversicht. Seele, erkenne und ergreife diesen Grund im Glauben! Das ist der Tag, den Gott für diese Welt und uns Menschen gemacht hat. Wir brauchen uns diesen Tag nicht selbst zu inszenieren, wir müssen ihn uns nicht erarbeiten wie einen festlich gestalteten Gottesdienst oder den lang verdienten und geplanten Osterurlaub. Es ist uns ein Wort gegeben, das wir uns nicht selbst ausdenken müssen, sondern im Hören empfangen. „Der Herr ist auferstanden!“ Dieses Hören ist freilich sehr aktiv, nicht aufgezwungen, sondern frei. Von diesem Hören kommt der Glaube. Das österliche Wort will in unser Herz geschrieben sein, damit es uns hält und stärkt inmitten dieses Lebens, das leider voll Leid, Krankheit – nicht nur Corona – menschlicher Schuld und Versagen ist. Tod und Schuld sind besiegt durch dieses eine der ganzen Welt geschenkte Heilsereignis: Gott hat den am Kreuz gestorbenen Jesus von Nazareth auferweckt.
Vor einigen Wochen wurde der Freund mit einem schweren Covid-Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert. Er verabschiedete sich mit „Bleiben wir österlich gestimmt“. Er musste beatmet werden und ist schließlich verstorben. Der Abschied von ihm war traurig und voll Hoffnung zugleich, österlich gestimmt. Zuversicht lag wie Musik in der Luft. Gott sei Dank, denn er schenkt uns diese gute Stimmung.
Bleiben Sie österlich gestimmt! Lassen Sie sich durch die Botschaft und Feier der Auferstehung Christi in dieser Grundstimmung bestärken, egal wie Ostern sonst dieses Jahr aussieht. Frohe und gesegnete Ostern!
Stadtdechant Dr. Bruno Kurth und Superintendentin Ilka Federschmidt
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